Anwendung des Kohärenzprinzips im E-Learning

Mayer's Coherence principle in e-learning

Da die heutige Generation inmitten von YouTube und Computerrollenspielen aufgewachsen ist, wird davon ausgegangen, dass sie beim Lernen mehr motivierende Stimuli benötigt. Viele E-Learning-Module beziehen Bilder, visuelle Effekte, Ton und Geräusche zu dem alleinigen Zweck ein, den Unterricht interessanter zu gestalten. Was manche Leute nicht wissen, ist, dass einige dieser Mittel nicht beim Lernen unterstützen. Vielmehr können sich eine Reihe davon sogar störend und negativ auf den Lernprozess auswirken. An dieser Stelle wird der Grundsatz der Kohärenz wichtig.

Von den von Mayer aufgestellten Prinzipien zur Unterstützung der kognitiven Prozesse ist der Grundsatz der Kohärenz am einfachsten zu verstehen und am einfachsten anzuwenden. Dieses Prinzip bedeutet einfach, dass die Lektion übersichtlich und schlicht gehalten sein sollte – das heißt, ohne Material, das nicht zum Unterrichtsziel beiträgt. Viele E-Learning-Dozenten sind eventuell versucht, zusätzliche Effekte, Sounds, Bilder, Animationen oder Texte hinzuzufügen, mit dem Argument, dass dadurch Interesse und Aufmerksamkeit der Lernenden geweckt und sie stärker zum Lernen angeregt werden. Dem widerspricht jedoch die Kognitive Theorie des Mulitmedialen Lernens, gemäß derer unwichtige Elemente lediglich zusätzliche kognitive Belastung bringen und das Arbeitsgedächtnis strapazieren.

Unten sind die drei Grundsätze der Kohärenz aufgeführt, die das Lernen effizienter gestalten.

Kohärenzprinzip 1 – Lassen Sie überflüssige Audios in Lektionen weg

Mayers evidenzbasierte Empfehlungen und sorgfältig untersuchte Literatur deuten darauf hin, dass Nebengeräusche, wie z. B. Hintergrundmusik im E-Unterricht vermieden werden sollten. Wie in vorherigen Artikeln beschreiben, gibt es zwei Kanäle, durch die Informationen in die kognitive Verarbeitung einfließen – den auditiven und den visuellen Kanal. Informationen, die in diese beiden Kanäle einfließen, werden in das Arbeitsgedächtnis übertragen. Wenn Hintergrundmusik oder Geräusche, die in den auditiven Kanal eintreten, nicht für die im visuellen Kanal verarbeiteten Informationen relevant sind, wird das Arbeitsgedächtnis überlastet, da das Gehirn versucht, verschiedene Stimuli gleichzeitig zu begreifen. Auch wenn Hintergrundgeräusche zusammen mit dem gesprochenem Vortrag ertönen, konkurrieren diese Nebengeräusche mit der wichtigeren verbalen Schilderung des Themas, was vermieden werden sollte, da jeder Kanal eine begrenzte Arbeitskapazität hat, in diesem Fall der auditive Kanal.

Viele E-Learning-Situationen bedeuten eine starke kognitive Belastung für den Lernenden, zum Beispiel beim Erlernen von komplexem oder unvertrautem Material, wenn der Inhalt rasant vorgetragen wird oder wenn der Lernende die Geschwindigkeit der Präsentation nicht steuern kann. Insbesondere unter solchen Umständen, die eher zu einer Überlastung des Arbeitsgedächtnisses führen können, sollten keine Nebengeräusche oder irrelevante Hintergrundmusik vorhanden sein. Die kognitive Überforderung könnte wiederum zu Unterbrechungen und ineffizientem Lernen führen.

Kohärenzprinzip 2 – Lassen Sie überflüssige Grafiken in Lektionen weg

Nicht alle Grafiken sind auf gleiche Weise gestaltet und es gibt solche, die interessant erscheinen, aber für das behandelte Thema irrelevant sind. Auch Bilder, Videoclips oder Animationen, die eventuell mit der Unterrichtslektion in Zusammenhang stehen, können für die Lernziele irrelevant sein und sollten darum nicht in die Module integriert werden.

 Dekorative Grafiken, die zum Beispiel zusätzliche (aber nicht signifikante) Details zeigen, Videoclips mit trivialen Fakten, die die Lektion abwechslungsreicher gestalten, aber nicht direkt von Interesse sind oder Animationen, die Farbtupfer und Bewegung in eine ansonsten langweilige Lektion bringen; dies sind alles nur Zugaben, die nicht beim Lernen unterstützen. Sie können sogar nachteilig sein und die Bemühungen des Lernenden stören, den behandelten Lernstoff zu verstehen.

Einfach ausgedrückt, sollte E-Unterricht keine Bilder, Videos oder Animationen enthalten, die nur schmückendes Beiwerk für die Seite oder den Bildschirm sind, da sie keine positiven Auswirkungen auf den Lernprozess haben.

Kohärenzprinzip 3 – Lassen Sie belanglose Wörter in Lektionen weg

Bezüglich Unterrichtsinhalten herrscht gemeinhin die Vorstellung, dass den Lernenden damit gedient ist, wenn eine Erklärung möglichst ausführlich und lang ist. Das Kohärenzprinzip widerspricht dem, mit der Begründung, dass weniger oft mehr ist und dass überflüssige Worte das Lernen behindern können.

Es gibt drei häufige Gründe für das Hinzufügen von belanglosen Worten. Erstens werden zusätzliche Worte eingefügt, um das Interesse zu erhöhen, selbst wenn die Worte zwar mit dem Thema verwandt, aber nicht relevant für die Lernziele sind. Ein weiterer Grund ist die Ausführung der vorgestellten primären Konzepte. Ein dritter Grund ist das Erwähnen technischer Details, die wahrscheinlich zu spezifisch sind oder außerhalb des Unterrichtsumfangs liegen.

Wie bei den beiden vorherigen Prinzipien lenken unnötige Worte die Aufmerksamkeit des Lernenden von der wirklichen Essenz des Themas ab, wodurch er mehr Aufwand zum Verständnis aller Worte aufbringen muss, anstatt wichtige Informationen über die vermittelten Gedankengänge und Inhalte zu verarbeiten. Außerdem wird das Arbeitsgedächtnis überlastet, wodurch schlechter gelernt wird. Aus diesem Grund empfehlen Mayer und Clark (2011) die Präsentation von Konzepten mithilfe von einfachen und prägnanten Texten oder Schilderungen. Davon profitiert auch der Lehrstoff, wenn Bandbreite und Bildschirmplatz begrenzt sind.

Zusammengefasst befürwortet das Kohärenzprinzip im Allgemeinen, sich einfach auszudrücken und auf den Punkt zu kommen. Davon profitieren nicht nur die Lernenden, sondern auch die Gestalter der E-Learning-Module, weil das Befolgen dieses Grundsatzes das zeitintensive Hinzufügen von aufwändigen Details und sachfremden Elementen überflüssig macht.