Prinzipien und Prozesse des E-Learning

By: European Heart Association

Nach Jahrzehnten der Erforschung kognitiver Vorgänge und ihrer Bedeutung für das Lernen wurden die Cognitive Learning Theory und die Theorie der Wissenskonstruktion entwickelt. Diese beiden Theorien ergänzen einander, da sie die am besten verständliche Erklärung von Lernvorgängen darstellen. Auf Grundlage dieser Postulate und gemeinsam mit anderen Lerntheorien gibt es drei Annahmen, die bei der Entwicklung von Lernmaterialien, wie sie auch beim E-Learning verwendet werden, zu berücksichtigen sind.

Diese drei Annahmen oder Theorien sind: die Dual Coding (oder Dual Channel) Theory, die Limited Capacity Theory und die Active Processing Theory.

Dual Coding Theory

Die erstmals von Allan Paivio in den 1970ern formulierte Theorie hat im Bildungswesen breite Aufmerksamkeit und Anwendung erfahren. Dieser Theorie zufolge nutzt das menschliche Gehirn zwei verschiedene mentale Codes (oder Kanäle) für die Verarbeitung und Kodierung von Informationen: den verbalen Kanal und den visuellen Kanal. Der auditive oder verbale Kanal ist auf die Verarbeitung von sprachlich vermittelten Informationen spezialisiert, während der visuelle oder nonverbale Kanal für die Verarbeitung mentaler Bilder, Konzepte, Grafiken und nichtsprachlicher Informationen zuständig ist. Paivio nahm an, dass diese beiden Kanäle zwar unabhängig voneinander agieren, aber zusammenhängen, so dass sie unabhängig voneinander, gleichzeitig oder in wechselseitiger Beziehung zueinander arbeiten. Häufig werden beide Kanäle gemeinsam verwendet, daher sollten Lernmaterialen die Aktivierung beider Kanäle ausnutzen. Die Wahrnehmung des menschlichen Gehirns basiert grundlegend auf der Aktivität und Zusammenarbeit dieser beiden Kanäle.

Limited Capacity Theory

Die Theorie der begrenzten Kapazität basiert auf mehreren Theorien, unter anderem auf der Arbeitsgedächtnistheorie von Baddeley und Hitch (1974) und der Cognitive Load Theory von Sweller (1991). Diese beiden Theorien nahmen an, dass das menschliche Gehirn nur eine begrenzte Menge an Informationen gleichzeitig oder im Kurzzeitgedächtnis speichern kann. Auf dieser Grundlage geht die Limited Capacity Theory davon aus, dass beim Lernen über jeden Kanal nur eine geringe Anzahl an Informationssegmenten zur selben Zeit verarbeitet werden kann. Wenn beispielsweise ein Text gesprochen oder mehrere Bilder angezeigt werden, kann der verbale/auditive Kanal lediglich wenige Sätze verarbeiten, während der visuelle Kanal nur ein paar Bilder gleichzeitig verarbeiten kann. Daraus lässt sich folgern, dass die Inhalte von Lernmaterialien in Abschnitte unterteilt werden und häppchenweise präsentiert werden sollten, um zu gewährleisten, dass der Lernende ein Segment verarbeiten kann, bevor er zum nächsten Segment voranschreitet.

Active Processing Theory

Die Kognitive Theorie des Multimedialen Lernens (1997) von Richard E. Mayer, die von der aktiven Verarbeitung von Informationen ausgeht, nimmt an, dass „Menschen aktiv an der kognitiven Verarbeitung beteiligt sind, um eine kohärente mentale Repräsentation ihrer Erfahrungen herzustellen.“ Diese Theorie geht davon aus, dass Lernen nur dann erfolgt, wenn ein aktiver Prozess der Selektion, Organisation und Integration von Informationen stattfindet. Um neues Wissen zu integrieren, muss der Lernende eine mentale Repräsentation der Informationen organisieren und herstellen und es zu seinem bisherigen Wissen in Bezug setzen. Sobald diese neuen Informationen integriert sind, erhalten sie für den Lernenden eine Bedeutung.

Aktive kognitive Prozesse finden statt, wenn der Lernende seine Aufmerksamkeit auf neue Informationen richtet, neue Informationen in nachvollziehbare Informationsgruppen organisiert und neues Wissen mit altem Wissen verknüpft.

Bei der Entwicklung der einzelnen Module für die E-Learning-Kurse der EHA wurden diese drei Theorien berücksichtigt, wodurch die Integration von neuem Wissen und effektives Lernen erleichtert werden.