Die verschiedenen E-Learning-Architekturen

By: European Heart Association 

E-Learning-Kurse können sich in punkto Inhalt und Tiefe unterscheiden, und die Gestaltung der Kurse hängt von den jeweiligen Sichtweisen und Lerntechniken ab. Das vergangene Jahrhundert hat mehrere Lerntechniken hervorgebracht, die heutzutage in verschiedenen Online-Kursen eingesetzt werden. Derzeit existieren drei grundlegende Lernarchitekturen: die rezeptive Architektur, die von der Aneignung von Informationen ausgeht, die direktive Architektur, die auf der Verfestigung von Wissen durch Rückmeldung beruht, und die geführte Entdeckung, die auf der Sichtweise der Wissenskonstruktion fußt.

Jede dieser Architekturen wird nachfolgend gemeinsam mit ihren Einsatzmöglichkeiten im E-Learning beleuchtet.

Rezeptives E-Learning

Rezeptives E-Learning konzentriert sich auf die Bereitstellung von Informationen, die vom Lernenden verarbeitet und absorbiert werden. Wenn neue Informationen präsentiert werden, wird der Lernende aufgefordert, so viele Informationen wie möglich aufzunehmen. Diese Art von Architektur ist geprägt von einer geringen Interaktion des Lernenden, vor allem hinsichtlich des Verhaltensaspektes, da der Lernende nicht aufgefordert wird, eine Rückmeldung auf die präsentierten Informationen zu geben. Situationen, bei denen diese Architektur zum Einsatz kommt, sind Orientierungen, Überblicke und einfache Präsentationen von Informationen. Beispiele hierfür sind lineare Videofolgen, Animationen und Vorträge in Audio-Form. Werden Informationen so präsentiert, dass eine hohe geistige Motivation gefördert wird und Interesse und Aufmerksamkeit des Lernenden erregt werden, kann diese Methode hilfreich sein, um Wissen zu vermitteln und den Lernenden zu motivieren, weitere Informationen zum Thema zu erschließen.

Direktives E-Learning

Das direktive E-Learning, welches auf der Sichtweise der Wissensverfestigung durch Rückmeldung basiert, ist geprägt durch das Schema „Erklärung-Beispiel-Frage-Rückmeldung“. Informationen werden zunächst präsentiert und erläutert, anschließend werden Tests und Übungen durchgeführt, gefolgt von einer Rückmeldung, bei der Tests bewertet und dem Lernenden die Ergebnisse präsentiert werden. Typischerweise sind die Lerneinheiten in einer Abfolge angeordnet, bei welcher zunächst einfache Informationen präsentiert werden, wobei mit einfach zu erwerbenden Fertigkeiten begonnen wird.  Es werden Evaluationen erstellt, anschließend folgen komplexere Themen und Fertigkeiten, die von häufigen Fragen und Rückmeldungen begleitet werden.

Aufgrund ihres mittleren Interaktivitätsniveaus und ihrer stark organisierten und strukturierten Methode ist diese Lernarchitektur am besten für Lernende geeignet, denen der Inhalt und das Themengebiet des Kurses neu sind. Diese Schritt-für-Schritt-Methode ist prinzipiell auch bei der Aneignung vieler Fertigkeiten hilfreich, die der Lernende im Rahmen seiner praktischen Tätigkeit in Situationen, die dies erfordern, erlernen muss.

Geführte Entdeckung

Die dritte Lernarchitektur, die so genannte geführte Entdeckung (engl. guided discovery), konzentriert sich auf die stärkere Interaktion zwischen der Lehrmethode und der kognitiven Verarbeitung durch den Lernenden. Die geführte Entdeckung legt den Schwerpunkt vor allem auf die geteilte Kontrolle zwischen dem Lernenden und dem Lehrplan. Auf diese Weise ist der Lernende dazu angehalten, eigeninitiativ herauszufinden, wie vorzugehen ist, und geeignete Werkzeuge und Informationen zu finden, um fortfahren zu können.  Der hohe Grad der erforderlichen Interaktion fördert die Wissenskonstruktion durch den Lernenden und ermöglicht eine stärkere Integration neuer Informationen in bestehendes Wissen.

Die in dieser Architektur eingesetzten Methoden stimulieren vor allem die kognitive Verarbeitung von Informationen durch den Lernenden und fördern deutlich stärker effektives kritisches und analytisches Denken.  Das Lernen durch geführte Entdeckung macht sich vor Methoden zunutze, bei denen Lernende in Situationen hineinversetzt werden, bei denen Problemlösungskompetenzen gefragt sind.  Häufig eingesetzte Techniken sind auf Erfahrungen beruhenden Lernsituationen wie Simulationen, Spiele und fallbasierte Szenarien.

Für effektives E-Learning kann eine Kombination dieser drei Architekturen verwendet werden, abhängig von Ausrichtung und Zielen des jeweiligen Kurses. Das Lernen ist mithilfe jeder dieser Architekturen möglich, solange sie auf eine Weise genutzt werden, bei der die aktive Wissenskonstruktion angeregt wird. Die EHA-Kursmodule nutzen alle drei Arten von Lernarchitekturen und wurden entwickelt, um dem Lernenden eine befriedigende Lernerfahrung zu bieten, bei welcher die kognitive Wissenserschließung stimuliert wird und die Integration von Wissen in verschiedenen praktischen Bereichen erleichtert wird.